Cay-Robert Malchartzeck
cmalchartzeck@t-online.de
4.1.2012 Corvin --> Hannover --> Paris --> Martinique . Fort de France . --> Martinique . Marina Le Marin
Nachts trifft sich der erste Teil der Truppe in Corvin, Frank I. ( das heisst Frank der erste, wir hatten der Einfachkeit halber 2 Franks
und zwei Lothars) kommt etwas später, holt aber bis Hannover wieder auf. Dann das normale Gewarte, Gedöse nach der kurzen
Nacht, Kontrolle, bis wir im kleinen Flieger nach Paris sitzen. In Paris geht lange Zeit hin, wir werden durch ganz Paris (jedenfalls
gefühlt) von Charles-de-Gaulle nach Orly gekarrt und sind dann in Orly - los gehts nach Martinique. Jeder schlägt die Flugzeit auf
seine Art tot, drei Filme aus der Bordauswahl sind am Monitor mit Zwergengrösse auf dem Sitz des Vordermannes zu schaffen. In (
oder auf? ) Martinique mit Gemeinschaftstaxi zur Marina im Süden der Insel weiter, wir finden schnell die NONO an Steg 5. Gepäck
an Bord gewuchtet, Kabinen verteilen und erstmal gucken, mit wem man die nächsten zweieinhalb Wochen verbringt. Der
Sundowner kommt noch nicht so richtig in Gang, wir essen an Land mehr schlecht als recht und verarbeiten dann den Jetlag in
unserern Kojen.
5.1.2012 Martinique . Marina Le Marin
Dieser Tag geht mit Bunkern weg. Was ist Tamarinde? Braucht’s Süsskartoffel/Maniok.. oder was? Wo gibt’s Bier? .. und welches? ..
und vor allem genug. Jeder hat seine traumatischen Versorgungsengpassängste, diese werden jetzt frei ausgelebt. Brauchen wir
wirklich 200 Liter Wasser? Der erste grobe Einkauf kommt auf drei überladenen Einkaufswagen ins Boot und wird verstaut, es wird
sich zeigen, keiner weiss alles über den Verbleib der verschiedenen Fressalien und jeder temporäre Koch sucht sich seine Sachen
zusammen, damit vergeht beim Kochen die Zeit. Ist das Bier schon alle? Essen wir heute Fisch? ( es wird geangelt!! - nur leider
nichts gefangen!!) - manchmal werden erstaunliche Gemüseinseln zwischen den Milchvorräten entdeckt und wir haben jede Menge
Blasentee von irgendeiner Mannschaft vor uns in den Vorräten. Lothar I. entdeckt einen Laden, der Rest der ( vermeintlich )
wichtigen Vorräte wird mit dem Dinghi zur NONO transportiert. Sundowner und Planung des nächsten Tages. Koje.
6.1.2012 Martinique . Marina Le Marin --> Martinique . St.Pierre
Wir setzen den Kahn in Bewegung, tuckern erstmal an ClubMediterraneekaribik vorbei und es geht nach Setzen der Segel bis in den
kleinen französich-karibischen Ort St.Pierre an der Westküste von Martinique. Ankern und Lage peilen. Zwei Kundschafter nehmen
erstmal den Ort in Augenschein und wir verholen an Land. Ein hübscher Ort, bis zum Vulkanausbruch 1902 die Hauptstadt der Insel,
empfängt uns, ein Marchee mit Gemüse, Früchten, Rum und freundlichen Menschen. Jeder macht was er will, in einem Restaurant
am Meer Genuss mit Meeresfrüchten und frischem Ananassaft. Mmmmh - hier ist es gut. Bonne nuit
7.1.2012: Martinique . St.Pierre --> Iles des Saintes . Bourg-des-Saintes
Auf’m Schiff machen wir uns klar für die Nachtfahrt, alles fest verstauen und Brechtüten bereitstellen. Wir verlassen 16:00
nachmittags mit schönen Erinnerunngen an Martinique St.Pierre. Fregattvögel begleiten uns noch eine Weile, im Windschatten von
Martinique mit gutem Wind und gerefften Segeln bis zur Nordspitze und dann hat uns der Atlantik am Wickel und lässt uns bis
Dominica nicht mehr los. An der Nordspitze Regenbogen, Sonne und Mond in einem Moment. Die Wachen sind eingeteilt und das
Geschaukel, Geschlinger und Rollen geht an. Die Sonne geht unter, ein Vollmond versilbert die Wellenberge und wir stehen alle
staunend an Deck. Nach einem Abendbrot mit Schnittchen wird es langsam leerer im Cockpit und einer nach dem anderen versucht
es mit Schlafen, während die Anderen sich Mühe geben, Kurs zu halten.
Die Bewegungen sind doch sehr gewöhnungsbedürftig, der Appetit lässt nach und der Bauch grummelt.
Mitten in der Nacht schiesst der Skipper plötzlich aus dem Decksluk, geweckt von ungewöhnlichem Geschehen.
Ein Rollen und Vibrieren der Nono deutet an: Hier wird mit den Elementen gekämpft. Lothar und Frank, in voller Ostseeklamotte,
trotzen 55 Knoten Wind eine rasende Fahrt ab. Die Böen schiessen als Fallwinde der Bergwelt
Dominicas die Hänge herunter. Doch damit nicht genug: In Lee erscheint im Dunst des Mondes eine Art fliegender
Franzose mit eigenartiger Lichterführung - Rundum Rot im Bug, Strassenlaterne am Heck. Schnell wird klar - wir haben
Kollisionskurs. Da wir nun eindeutig Vorfahrt haben, heisst es Ruhe bewahren. Genauso der EU-Europäer - mittlerweile
als Katamaran ohne Segel identifizierbar - allerdings wie wir dann erstaunt feststellen auch ohne Steuermann, scheinbar
unter Autopilot durch die Nacht geisternd. Nachdem Lothar schon die Wende des letzten Augenblickes eingeleitet hat, erscheint
stolpernd der Nachbar und reisst seinen Blindflieger herum. In 20 Meter Abstand kreuzt er unseren Kurs.
Hinter Dominica erreichen wir nach kurzer Flautenphase bei 40 kn Wind den vorläufigen Geschwindigkeitsrekord
mit 7,8 kn - alles nur mit Kutterstag und doppelt gerefftem Gross. Kojenversuch
8.1.2012 Iles des Saintes . Bourg-des-Saintes
Im Morgengrauen erreichen wir nach Bojenslalom die Iles des Saintes.Trotz des Schlafmangels müssen alle nach dem Festmachen
erstmal Schnorcheln gehen und stellen fest wie viele Fische nicht von uns geangelt werden wollen. In allen Farben und Formen
schwimmen sie hier in erstaunlichen Mengen rum. Sogar eine hübsche kleine Muräne schlängelt sich durchs Seegras. Nach einem
Ausruhtag verholen wir nachmittags vor den Hauptort Bourg-des-Saintes. Nach einem kurzen Landgang kennen wir den Ort und
können uns auf einer Veranda am Wasser den Cocktails widmen. Etwas durchgepfiffen von der schlafarmen durchgesegelten Nacht
klettern wir in unsere Kojen und schliessen sofort unsere Augen.
9.1.20112 Iles des Saintes . Bourg-des-Saintes --> Guadeloupe . Deshaies
Wir gehen nochmal rein nach Bourg-des-Saintes, bilden Suchtrupps und entdecken nochmal diesen kleinen, freundlichen Ort. Viel
Karibik mit einer Prise Frankreich. Freundliche Menschen und gutes Eis. Zurück auf’m Boot geh’s los Richtung Guadeloupe. Der
Geschwindigkeitsrekord wird geknackt mit 8.5 kn. Auf dieser Etappe bis Port Deshaies im Norden der Westküste Guadeloupes
erreicht das Bordcatering unerwartete Höhepunkte: Schnittchenekstase am Nachmittag und - schon nicht mehr geglaubt - geht ein
Barracuda an die Angel. Er hat zwar nicht die angekündigte 40kg-Klasse, schmeckt aber fein zubereitet zum Abendessen allen sehr
gut. Dann Sundowner zum Sonnenuntergang auf See und unter dem Licht des Vollmond laufen wir zum Ankern in den kleinen
Hafen von Deshaies ein. Nach Barracuda an Karibikkartoffel, wahlweise Champagner, Bier, Cidre oder was weiss ich sonst noch sind
alle ziemlich knille, manche nicken sofort ein und so verkrümeln sich alle bald in die Kojen.
10.1.12 Guadeloupe . Deshaies
Vor dem Frühstück kommt das Sonnendeck rauf und wir beschliessen, heute und morgen hier zu bleiben.
..... Die erste Woche liegt hinter uns - unbemerkt vorbeigeflogen im warmen Wind und unter der Sonne der karibischen See. Wir
kennen uns jetzt besser, wissen, wer kocht, angelt, segelt, repariert, schnarcht, fotografiert, liest, das Tagebuch schreibt oder
abwäscht. Auch auf dem Schiff gibt es stillere Orte, das Getrubel im Cockpit und die Stille auf dem Vordeck, Sonnenschutz auf dem
Achterdeck, nur See und Himmel im Bugkorb. Es ist genug Platz für alle, auch wenn’s im Aufgang immer wieder zu Kollisionen
kommt. Um uns Fregattvögel, Pelikane und Tölpel, an Land mit Grün bedeckte Vulkanberge, Pflanzen, die es bei uns beim Gärtner
oder im Blumenfenster gibt, Häfen mit freundlichen Menschen. - Zusätzliche Einzelheiten möge der geneigte Leser den
Fotoanhängen entnehmen -. Die zusammengewürfelte Crew hat ihre erste Woche gut überstanden, wir sind guter Dinge und haben
uns in jeder Hinsicht gut geschlagen. ........
Wir gehen in Deshaies an Land und entdecken im Städtchen einen Fluss, der aus dem Vulkanabhängen kommt und zwischen Geröll
und Felsklötzen kleine und grössere Mulden bildet, in denen wir baden und unseren Seedreck abspülen - einige machen das auch,
andere mögen sich nicht von ihrer Aura trennen. Wie durch Zufall treffen sich fast alle in einer kleinen Kneipe am Meer, essen
hervorragend und sind wieder in einem französich-karibischen Örtchen gelandet, ein wenig Grande Nation mit Hotel de Ville, daran :
Liberte - Egalite - Fraternite, bunte Häuser, abenteuerliche Regenrinnen, ein kleiner Platz, im Hafen Segelboote, Pelikane, die im
Sturzflug fischen und keine aufdringliche Verkaufsszene. Zufrieden. Kojen
11.1.2012. Guadeloupe . Deshaies
Der zweite Tag in Deshaies. Jeder macht, was er will. Internetanschluss suchen, Kolibris fotografieren, einkaufen. Der Bootstranfer
mit Dinghi, Pelikane beim Fischen beobachten. Die tummeln sich hier in der Bucht und zeigen, wie Fischen geht. Ein Teil geht später
schnorcheln, leider ‘alles Schrott’. Aber immerhin holen wir einen Walfisch an Bord (für Eingeweihte). Unter Führung des Kapitäns
wird Hemingway besichtigt und besäuselt endet dieser Landgang. Bis spät in die Nacht werden auf Lothar’s Schlafplatz Pläne über
den weiteren Ablauf gemacht, weitläufiges Geschwafel, wirrige Diskussionen unter Alkoholeinfluss und Gegröhle, als ob alle taub
sind (?) finden erst ein Ende, als Lothar in sein Bett muss. Alle Koje.
12.1.2012 Guadeloupe . Deshaies --> Antigua . Jolly Harbour
Frühmorgens um 5:00 geht’s weiter. Der in Deshaies noch frische und vielversprechende Wind ist nach der Nordspitze von
Guadeloupe wie eingeschlafen, foppt uns dann aber auf der Überfahrt und wechselt stark. Reff raus, Reff rein, Fock raus, Fock rein.
Rin in de Kantüffeln, rut ut de Kantüffeln. So gehts, der alte Bock ( damit ist keiner der sieben Herren an Bord gemeint ) rollt,
schlingert und krengt. An der Angel Seetang und eine Plastiktüte, das doppelte Lottchen gibt alles. Fliegende Fische neben uns, ein
flotter Segler zeigt uns sein Heck. Mit erheblichem Versatz erreichen wir die Küste von Antigua und laufen in das Rentnerparadies
von Jolly Harbour ein, ein Pensionär aus dem Rheinischen bietet uns seine Dienste an, eine unfreundliche Behördenmischung lässt
uns einreisen. Der Hafen eine Mischung aus Venedigverschnitt und Golfplatz. Wir nehmen Wasser auf und verlassen ohne Wehmut
diesen irgendwie leblosen Platz. Wir biegen vorsichtig zwischen zwei Inselchen um die Ecke und ankern. Unseren Traumkaribikplatz
haben wir bis jetzt nicht gefunden, eine Postkarte dient uns aber als Zielvorgabe und wird dem Käpt’n mehrmals am Tag vorgelegt,
bisher ohne richtigen Erfolg. Nach diesem Tag, den wir irgendwie mit Fahren, Dösen, Deklarieren und Wasseraufnehmen verbracht
haben, Sundowner vom besten und wir sind duhn und versöhnt. Alle ab in die Kojen
13.1.2012 Antigua . Jolly Harbour --> Antigua . Deep Bay
Wir tuckern vom Ankerplatz bei Jolly Harbour an der Küste von Antigua entlang nach Norden bis zur Deep Bay und ankern,
schnorcheln am Wrack und an der Küste und verstecken uns vor der sengenden Sonne. Einige gehen an Land, später klettern alle
auf die Ruine des Forts am nördlichen Eingang der Bucht, sehen ein grosses Kreuzfahrtschiff auslaufen und ‘sieben Männer in einem
Boot’ gehts mit dem ächzenden Dinghi wieder auf’s Schiff. Nach Einleibung des angebotenen alkoholischen Mischgetränkes sind wir
guter Dinge und steuern mit ausreichend Bettschwere unsere Kojen an. Ahoi und Gut’s Nächtle!
... Wir haben jetzt gut die erste Hälfte der Reise, genauer 9 von 18 Tagen hinter uns, der frische Wind ist unser ständiger Begleiter,
ebenso die Angst vor dem Ende der Biervorräte, die Hoffnung auf Fisch und Dengler’s Krimis. 3 Nikons an Bord lassen auf gute
Fotos hoffen, jede Menge Diskussionsstoff liefern Handys, mangelhafte oder funktionierende elektronische Verbindungen zur Welt.
Aber was soll’s - der Wind weht und morgen geht’s weiter. ...
14.1.2012 Antigua . Deep Bay --> Antigua . St.John .
Wir werden von Piraten vertrieben und fahren nach St.John, der Hauptstadt von Antigua und Barbuda. Die Stadt wird dominiert von
einem Schiffsbau Marke Meyer Papenburg - irgendwie unschöne Stimmung neben so einem Pott. Hier wollen wir nicht lange
bleiben. Wir planen den weiteren Törn : erstmal einkaufen, die Sachen müssen bis St.Barth reichen, anderen Liegeplatz suchen und
morgen nach Barbuda. Danach langer Schlag nach St.Barth und in den letzten Tagen schau’n mer mal. Freitag dann St.Martin
anlaufen und Sonnabend Flieger back home.
... Die 7MännerCrew ist zusammengewachsen, das Prinzip : ‘mal gucken, wer will’ funktioniert und wir haben einen Rhythmus
gefunden zwischen Zusammensein und allein wem auch immer nachhängen, lesen, Fotos sortieren, Reden, Blödsinn machen,
Einkaufen, Kochen, Trinken, Gedanken und Empfindungen nachzugehen. Löcher in die Luft gucken. Die Heimat ist weit weg, das
Gefiepse und Gebimmel der Handys wird seltener und Dösen können wir prima. Über uns die Sonne, die Wärme und der Wind,
Wolken und Sterne, unter uns das Wasser der Karibischen See. Keine Quengelei, es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.
Meistens ist zum Schluss alles weggeputzt. - Wer mal eine Männertour mitgemacht hat, wenn’s gut war, dann ist es so wie hier jetzt
mit uns. ....
Wir gehen in den Ort, Banken, ein karibischer Friedhof, die Kirche wird restauriert und um die Ecke kann man im Laboratoire
Cholesterin, Schwangerschaft, Urin und HIV testen lassen - alles, was man so braucht. Im Stadtteil um den Anleger der
Kreuzfahrtschiffe die wirklich in der Karibik dringend benötigten Juweliere und Klamottenbuden - als der Kreuzfahrer nach dreimal
Tuten ablegt, ist der Ort leer, die Juweliere lassen die Sicherheitsgitter runterrasseln und die Kneipen sind leer. Die Webseite wird
gefüttert und wir geniessen noch ein Eis, dann auf’s Schiff. Im Hafen ist es unruhig, Sirenengejaul und Bumsmusik. Trotzdem Kojen.
15.1.2012 Antigua . St.John --> Barbuda . Westküste
Frühmorgens hat uns die Fahrrinne wieder, ein mit dem Ungeheuer vom Vortag fast identisches Kreuzfahrtungetüm passiert uns und
es geht nordwärts nach Barbuda. Eine steife Brise macht uns nass, wir halten Kurs und kämpfen uns durch. Alle Passagen zwischen
den Inseln haben uns bisher viel Wind gebracht, der alte Bock und die Mannschaft haben sich wacker geschlagen. Auf der Fahrt
‘Fisch Fisch’, an der Angel eine golden schillernde grosse Dorade. Wir sehen sie alle, ein sehr schöner, starker Fisch. Er zeigt uns,
was eine Harke ist und reisst den Haken ab - weg ist er. Auch gut, soll er den anderen erzählen, daß er 7 Männer im Kampf
bezwungen hat. Das war kein Opfer, das war ein Gegner. Am Horizont die dünne grün - weiss - türkise Linie der sehr flachen Insel
Barbuda, wir ankern, wenig Boote. Schnorcheln wird abgebrochen, Landgang zum Testen der Bierpreise. Geldscheine trocknen.
Wieder im Boot. Das Firmament funkelt über uns, die Sterne lassen sich von uns in aller Ruhe betrachten, wir versuchen sie zu
benennen. Dabei unterstützt uns Star Walk. Kojen.
... Essen ist ein wichtiger Punkt auf diesem Törn für uns. Bisher haben wir ohne Probleme eingekauft, gekocht, Schnittchen
angefertigt, Kaffee und Tee gekocht und zusammen gegessen. Immer wieder kleine Besonderheiten, Highlights und nette Einfälle,
zum Glück ist keiner festgelegt, keine Vegetarier oder sowas auf dieser Tour. Mit bewundernswerter Tapferkeit wird alles, meistens
bis zum letzten Krümel, aufgefuttert und nach einem langen Segelschlag wird mit Appetit und Entschlossenheit den Essensvoräten
zu Leibe gerückt. Es macht Spass, für diese Mannschaft zu kochen, Abwaschen und Aufklaren klappen prima. Respekt! ....
16.1.2012 Barbuda . Westküste
Ein Teil von uns geht an Land, um im einzigen Ort der Insel Codrington die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Ein sehr freundlicher
Schwarzer, der Rasen mäht (!), bringt uns flott über die Lagune, dann suchen wir die über das ganze Stadtgebiet verteilten Offices:
Post Office, da läuft schon mal nix, Tourist Office, dann Immigration Office ( muffelmuffel brumm), Customs und zuletzt wieder
Immigration Office. Alles mehrfach und ausführlich ausfüllen. Letzte Hürde im Immigration Office ( muffelmuffel brumm) - Stempel -
geschafft. Auf dem Weg kreuz und quer durch den Ort haben wir die Schule mit vielen Kindern in Uniformen, die Läden, Bars,
Schafherden, Kirche, Flugplatz, eine Bäckerei mit Schatzi gesehen, viele freundliche, relaxte People, die uns freundlich helfen, sich
langsam und manchmal garnicht bewegen. Und so werden wir auch immer langsamer, so daß uns auch schon Einheimische
überholen. Zurück auf der Landzunge baden wir, alles ist wie in einem Karibiktraum, warmes türkisfarbenes Wasser, weisser, weithin
leerer Sandstrand, Sonne, Wellen und ein warmer Wind. Aaaah, so hatten wir es auch gebucht. Dann holen wir die andern ran.
Lobster und Waldidaldi bei den Rastas, zurück auf’s Boot. Alle etwas matt. Für die Nachtfahrt nach St.Barth wird die NONO
aufgeklart. WIe sich später zeigen wird, fahren wir doch erst morgens los. Kojen.
.... Die NONO. Unser Schiff. Sie will viel von uns. Manchmal schaukelt sie uns gemütlich, wie eine Wiege, in den Schlaf und der Wind
singt in den Wanten. Manchmal schüttelt und wirbelt sie uns durcheinander, wir müssen uns an den Handläufen durch den Salon
hangeln, trotzdem schlittern wir manchmal übers Deck oder knallen an irgendeine Kante. Gekotzt hat keiner, der Magen hat sich
aber schon manchmal unmittelbar an der Zahnreihe befunden. Wir üben Abläufe, Gross hoch, Kutterstag rein, Dinghi runter, Motor
wieder rein. Anker fallen, 15° steuern. Die NONO hält uns und wir die NONO auf Trab und in Fahrt. Und nachts knarrt und singt,
gluckert und klappert, schurrt und knallt es im Schiffsbauch. Das Schwanken des Schiffes begleitet uns auch auf den Landgängen -
wird es wohl nochmal wieder weggehen? ....
17.1.2012 Barbuda . Westküste --> St.Barth . Gustavia
Vor Kaffee und Tee geht’s von Barbuda los nach Westen Ziel St.Barth . Der Wind frischt auf, anfangs kommen die Wellen aus
mehreren Richtungen und unser Boot rollt und schlingert, Kurs halten ist eher schwierig. Und es regnet mehrfach überraschend
heftig. Später kommen die Wellenberge wieder ordentlich aus einer Richtung und im Windschatten von St.Barth ist wieder alles
gemütlich. Höhepunkt dieser Etappe sind aber die Angler: fast ohne Pause ziehen sie die Fische aus der See, dann ‘paff’ der
Kurbelkiller: am Ende des Tages sind ihnen 8 Makrelen, eine Dorade und ein Barracuda an den Haken gegangen, genug für unser
Abendessen, der Rest (das sind die 8 Makrelen) kommt ausgenommen in die Kühlung. Wir lassen die Angler hochleben beim
Sundowner und dann beerdigen wir unsere Aussenbordskameraden regelrecht. Heute haben wir ziemlich unbemerkt nochmal eine
gute Mütze Sonne mitgenommen, mehrere rote Nasen, die wohl keinen alkoholischen Hintergrund haben, sind ein sicheres Zeichen.
Wir liegen im Hafen von St.Barth, mal wieder neben grossen Kapitalistenjachten, eine mit Bordhubschrauber. Ojemineh! Im Norden
können wir schon das letzte Ziel dieses Törns sehen: St.Martin, wo 5 Männer der Mannschaft von Bord gehen werden.
18.1.2012 St.Barth . Gustavia --> St.Barth . Anse de Colombier
In der Nacht starker Wind und jede Menge Regen, Schaukelei und Geknarre im Schiff. Das hatten wir eigentlich so nicht gebucht.
Am Tag graue Wolken, Wind und unruhige Lage. Alle irgendwie schlaff, nach dem Landgang auch keine Begeisterung über dies
Milliardärsparadies. In der Hafeneinfahrt eine grosse Vogelinsel, Tölpel, Pelikane. Wir versetzen nach Norden in die Anse de
Colombier. Nach einem mehrgängigen Essen mit Tomatenbruschetta, Kürbissuppe, Makrele im Gemüsebett Alkohol und Koje. Eine
unruhige, kabbelige Nacht.
19.1.2012 St.Barth . Anse de Colombier
Nach dem gestrigen, drömeligen Tag heute wieder Sonne, wir versetzen an eine andere Mooring nahe am Strand und alle gehen ins
Wasser. In der Bucht, Angeln ist nicht erlaubt, ist schönes Schnorcheln angesagt. Schildkröten, bereits bekannte und unbekannte
Fische in jeder Farbe und auch Grösse sehen uns an. Die Sonne brennt auf uns jetzt bräunliche Crew und das durchwachsene
Wetter liegt hinter uns. Das Ende des Törns ist in Sichtweite gerückt - in unserer Zielmarina auf St. Martin ist schon ein Liegeplatz
bestellt. Ein ruhiger Tag, kleine Aktivitäten. Geregelter Sundowner, wir sitzen mehr oder weniger lange. Koje
20.1.2012 St.Barth . Anse de Colombier --> St.Martin . Marina Fort Louis
Morgens geht’s mit gutem Wetter zu unserem letzten Hafen, Marigot im Westen von St.Martin. Überfahrt mit wenig Naturwind, die
Küste von St.Martin unattraktiv zersiedelt, ein Xfahrtschiff, Raffinerien, Hotels, Jets starten. Wir laufen in die Marina ein zum Tanken,
Vorräte aufnehmen und Crew wechseln - was heisst hier Wechsel, 2/3 der neuen Mannschaft rekrutieren sich aus den alten
Beständen - man muss nehmen, was da ist. Diesel wird aufgenommen, Benzin geholt und die örtliche Lage gepeilt. Das Boot wird
wieder auf Vordermann gebracht und langsam sammeln wir unsere Siebensachen wieder ein. Wir essen alle abends an Land, die
Aussicht für einen Teil von uns, zu dritt die Strecke bis Panama anzugehen, macht die Drei und uns andere nachdenklich. Ist das
Urlaub? Und wenn nicht, was ist es dann? So sind die Gedanken der einen schon ein bisschen in der Heimat, die der anderen bei
dem bevorstehenden 10TagesTörn quer durch die Karibik. Trotzdem saufen wir seifiges Bier, unter anderem, und beginnen den
Abschied vom Schiff und der Karibik. Morgen letzter Tag. Mal sehen. Einmal werden wir noch wach. Alle etwas leise in die Kojen.
21.1.2012 St.Martin . Marina Fort Louis
Zum Frühstück gehen wir in die Stadt, finden eine fantastische französische Boulangerie und genehmigen uns Cafe au lait,
Croissants, Baguette und köstliche Patisserie. Danach wird das Schiff aufgeklart, Sachen gepackt, der Staubsauger regiert und wir
schwitzen im Schiffsbauch. Für den kommenden Törn wird eingekauft und verstaut. Langsam wird das Schiff klar und wir wollen
zum Flughafen. LotharG wird versuchen, heute zurück in die USA zu kommen, Michel, LotharF, FrankR und Hinrich verlassen
St.Martin Richtung Europa. FrankS und Bobby bleiben an Bord und wollen mit dem letzten Teil der neuen Crew Panama ansteuern -
bonne chance! ... Im Augenblick tippe ich inmitten hektischer Betriebsamkeit. Der Staubsauger onduliert vor sich hin, die
Wasserpumpe hat irgendwie unser Wasser irgendwohin gepumpt, endlos erscheinende Vorräte gehen in die Vorratslager ( haben
wir denn auch soviel aufgefressen ? wo ist das alles geblieben? ) und die letzten Koffer, Rucksäcke und Taschen gehen an Deck. Der
Schweiss rinnt in die Laptoptastatur. Damit endet dieser Reisebericht. Ahoi!
... und zum Schluss - was war das jetzt eigentlich in den letzten 17 Tagen? Für mich waren die französichen Antillen mit St.Pierre
auf Martinique, Bourg-des-Saintes und die Iles des Saintes, Deshaies auf Guadeloupe und Barbuda die stärksten Eindrücke. Die
kleinen, französich angehauchten Städte am Wasser, keine Hotelbunker, keine Kreuzfahrtgiganten, moderates Lebenstempo und
mittags machen alle Siesta. Die Restaurants am Wasser, die Pelikane und Fregattvögel in der Luft. Freundliche Menschen, weiss und
schwarz und die Kinder springen kreischend vom Steg. Ich freu mich darauf, zu Hause im norddeutschen Winter die Fotos
anzugucken und denen, die hören mögen, etwas zu erzählen oder auch nur mich zu erinnern. Dann das Schiff und seine
Mannschaft, mit 7 Mann ist es eng, die Kojen von unterschiedlich quälender Enge, wenn wir abends an den Milliardärsjachten
vorbeischlendern, sehen wir, was Platz und Luxus ist. Die Mannschaft ein freundlicher, zusammengewürfelter Haufen, der es
hinkriegt, die Reise mit Humor, Respekt und Rücksichtnahme zu meistern. Leichtfüssiger Wechsel zwischen Ernsthaftigkeit,
Entspannung, Ruhe und lautem Gerede. Lachen, Anspannung, Blödsinn und Tiefsinn. Das hat gut getan und die anstrengenden
Teile werden dadurch leichter. Alles in allem - eine gute, vielfältige Reise mit den unterschiedlichsten Ebenen und Aspekten. Man
wird sehen, was sich mit Abstand und in der Erinnerung noch anders hin- und herschiebt. Jetzt geht’s nach Hause. Das war’s.
Hinrich
05.01.2012 - 21.01.2012
> Karibik 1. Törn